Kampf um die Zukunft: Lungenarzt in Elmshorn droht mit Praxis-Schließung!

Dr. Tahsin Balli führt eine Lungenfacharztpraxis in Elmshorn, Kreis Pinneberg, die bis zu 2.500 Patienten pro Quartal betreut. Um die Organisation und Patientenbetreuung zu gewährleisten, benötigt der Arzt dringend medizinische Fachangestellte (MFA). Momentan sind jedoch vier Stellen unbesetzt, während nur eine halbe Stelle von der Praxismanagerin Katrin Schidkow ausgefüllt wird. Dr. Balli hat in den letzten sieben Monaten verstärkt nach neuem Personal gesucht, jedoch blieb dieser Versuch bislang erfolglos. Verschiedene Rekrutierungsmethoden, einschließlich Stellenausschreibungen und Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, haben keine ausreichenden Ergebnisse geliefert.

Die hohe Arbeitsbelastung führt dazu, dass Mitarbeiter häufig abspringen. Um dies zu verhindern, bietet Dr. Balli übertarifliche Bezahlung, zusätzlichen Urlaub und Sonderzahlungen an. Dennoch berichtet Katrin Schidkow von einer enormen Belastung und einer mangelnden Wertschätzung für den Beruf. Auch das Praxisteam sieht sich oft Pöbeleien und Anfeindungen seitens der Patienten gegenüber.

Fachkräftemangel in Schleswig-Holstein

Eine Analyse des Verbands medizinischer Fachberufe e.V. zeigt, dass die Zahl der medizinischen Fachangestellten in Schleswig-Holstein zwischen 2016 und 2024 um etwa 10 Prozent gestiegen ist, vor allem in Teilzeit. Diese Teilzeitquote liegt derzeit bei 53 Prozent, was den bestehenden Fachkräftemangel weiter verschärft. Prognosen deuten auf einen bundesweiten Mangel von 16.060 MFAs bis 2027 hin. In Dr. Ballis Praxis haben bereits bestimmte Untersuchungen eingestellt werden müssen, und über 200 Termine wurden abgesagt.

Dr. Balli äußert Bedenken, dass er seiner medizinischen Versorgungsaufgabe bald nicht mehr nachkommen kann, und hat sich daher an die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) gewandt, um Unterstützung zu erhalten. Die KVSH weist die Vorwürfe jedoch zurück und verweist auf die Bundespolitik. Ein wichtiges Anliegen ist die Forderung nach der Abschaffung der Budgetierung für Fachärzte, um die Situation zu verbessern.

Ein Zusammenhang zwischen dem Fachkräftemangel und der mangelnden Wertschätzung für den Beruf der MFA wird auch in einem Protest am 11. Januar 2023 sichtbar, der von der Ärztegenossenschaft Nord in Bad Segeberg organisiert wurde. Dr. Henrik Herrmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, sowie Dr. Gisa Andresen, Vizepräsidentin der Ärztekammer, thematisierten, dass die Situation für Praxen und Patienten durch die Corona-Pandemie erheblich verschärft wurde. Die Unzufriedenheit unter MFAs ist hoch, und viele in der Ausbildung scheinen dem Beruf den Rücken kehren zu wollen, was alarmierende Ausmaße annehmen könnte.

Die Abbrecherquote unter den MFAs liegt bei 31 Prozent, was bedeutet, dass 150 bis 160 von etwa 500 bis 600 jährlich ausgebildeten MFAs in der Patientenversorgung fehlen. Diese Entwicklung wird als ernstes Alarmzeichen wahrgenommen, welches von der Politik dringend ernst genommen werden sollte. Um diesen Zustand zu beheben, wird eine höhere Wertschätzung und bessere Fördermöglichkeiten für die Weiterbildung der medizinischen Fachkräfte gefordert.

Details
Vorfall Regionales
Ursache Fachkräftemangel
Ort Elmshorn, Deutschland
Quellen