30 Jahre nach dem Brandanschlag: Lübeck erinnert sich an den Horror
Am 25. März 1994 ereignete sich ein Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge, der von vier jungen Männern verübt wurde. Das Motiv hinter diesem Angriff war Ausländer- und Judenfeindlichkeit. Ein Jahr nach dem Anschlag, am 13. April 1995, wurden die Täter zu Haftstrafen zwischen 2,5 und 4,5 Jahren verurteilt. Der Bürgermeister von Lübeck, Michael Bouteiller, bezeichnete die Tat als historisch bedeutend und verwies auf das weltweite Entsetzen, das der Anschlag auslöste.
Die Feuerwehr konnte das Feuer schnell löschen, allerdings wurden der Vorraum der Synagoge sowie wertvolle Dokumente beschädigt. Auf den Anschlag folgten Mahnwachen und Demonstrationen in Lübeck und anderen Städten, bei denen sich am selben Tag etwa 200 Bürger und am Folgetag 4.000 Menschen versammelten. Politiker wie Ignatz Bubis äußerten ihr Entsetzen und machten die Deutsche Volksunion (DVU) sowie die Republikaner für die geistige Brandstiftung verantwortlich. Die Ermittlungen führten zu den Tätern, die aus einem rechtsradikalen Milieu stammen. Ein Gericht stellte fest, dass einige Angeklagte nicht wussten, was eine Synagoge ist.
Folgen des Anschlags und Sicherheitsmaßnahmen
Nach dem Brandanschlag von 1994 kam es in Lübeck zu weiteren Übergriffen, darunter ein Brandanschlag auf die Synagoge am 8. Mai 1995. Im Jahr 1996 starben zehn Menschen bei einem Brand in einem Asylbewerberheim, dessen Hintergründe unklar blieben. Ab 1997 wurden Schmierereien und Drohungen gegen den Pastor Harig und den Schriftsteller Günter Grass bekannt. Als Reaktion auf diese Vorfälle initiierte die Stadt Lübeck Programme zur Förderung von Toleranz sowie Jugend- und Sozialarbeit.
Die Synagoge wird mittlerweile rund um die Uhr bewacht, Sicherheitsmaßnahmen umfassen einen hohen Zaun und Wachposten. Nach einer sechjährigen Sanierung wurde die Synagoge Lübeck im Jahr 2021 wiedereröffnet. Sie wurde im Jahr 1880 erbaut, während der Reichspogromnacht 1938 verwüstet, jedoch nicht zerstört. Nach dem Krieg feierten die verbliebenen Juden am 1. Juni 1945 ihren ersten Gottesdienst, und die Gemeinde wuchs durch Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion.
Anlässlich des 30. Jahrestags des Brandanschlags lädt das Willy-Brandt-Haus am 24. März 2024 zu einer Veranstaltung mit dem Titel „Es brennt!“ ein. Beginn ist um 17 Uhr, und Historiker Johannes Spohr wird über den Anschlag im Kontext der 1990er Jahre sprechen. Michael Bouteiller wird an den Anschlag aus persönlicher Sicht erinnern. Die Veranstaltung, die auf die gesellschaftlichen Wurzeln des Antisemitismus bis in die Nachkriegszeit hinweist, wird in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen organisiert. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist jedoch erforderlich, wie auf hl-live.de vermerkt.
Details | |
---|---|
Vorfall | Brandanschlag |
Ursache | Ausländer- und Judenfeindlichkeit |
Ort | Königstraße 21, 23552 Lübeck, Deutschland |
Festnahmen | 4 |
Quellen |