Wölfe in Niedersachsen: Jagd oder Herdenschutz? Die heiße Debatte!

Niedersachsen diskutiert feste Jagdzeiten und Abschussquoten für Wölfe, während Umweltschützer effektiven Herdenschutz fordern.

Niedersachsen, Deutschland - In Niedersachsen gibt es zunehmende Forderungen nach festen Jagdzeiten und Abschussquoten für Wölfe. Die Landesjägerschaft und das Landvolk haben sich in diesem Kontext für eine Regulierung des Wolfsbestands ausgesprochen. Diese Initiative stößt jedoch auf breite Kritik von Umweltschützern, die die Forderungen als populistische Stimmungsmache betrachten. Antje Oldenburg, Sprecherin des Naturschutzbundes (Nabu), bezeichnet die Behauptung, dass die Wolfsbestände reguliert werden müssten, als „völligen Unfug“ und betont, dass die Jagd kein effektives Mittel sei, um Nutztierrisse zu minimieren.

Oldenburg und Lamin Neffati, ein weiterer Sprecher des Nabu, argumentieren, dass ein funktionierender Herdenschutz die einzige langfristige Lösung zum Schutz von Nutztieren darstellt. Laut aktuellen Statistiken wurden im Jahr 2025 in Niedersachsen bereits 64 Wolfsangriffe auf Nutztiere registriert. Besorgniserregend ist, dass rund 70 Prozent der angegriffenen Tiere nicht ausreichend vor den Wölfen geschützt waren. Insgesamt gab es 169 gerissene Nutztiere, wobei Schafe die häufigsten Opfer waren. Zudem zeigen Naturschützer Skepsis hinsichtlich möglicher Änderungen des Schutzstatus für Wölfe auf EU-Ebene. Der Verein Freundeskreis freilebender Wölfe, vertreten durch Sprecher Hendrik Spiess, kritisiert die Abschussforderungen als populistisch und hat bereits erfolgreich gegen solche Genehmigungen geklagt, was auch in Zukunft angestrebt wird.

Herdenschutzmaßnahmen und deren Umsetzung

In den letzten Wochen sind zudem Berichte über Wolfsrisse in anderen Regionen aufgekommen, die Fragen zur Wirksamkeit von Herdenschutzmaßnahmen aufwerfen. So zeigt ein Vorfall in der Surselva-Region in Graubünden, dass die mangelhafte Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen als Hauptursache für Risse identifiziert wird. Eine 500-köpfige Schafherde war tagsüber gut geschützt, wurde jedoch nachts nicht ausreichend eingezäunt, was zu 18 getöteten Schafen führte. Nach der Installation eines Nachtzauns traten keine weiteren Schäden auf.

Diese Beobachtungen verdeutlichen, dass effektiver Herdenschutz eine korrekte Zaunaufstellung sowie geeignete Bedingungen für Herdenschutzhunde erfordert. Wenn Herdenschutzmaßnahmen konsequent umgesetzt werden, können praktisch alle Schäden durch Wölfe verhindert werden. Interessanterweise zeigt eine Statistik aus der Schweiz, dass trotz eines Anstiegs der Wolfspopulation seit 1995 die Anzahl der Risse konstant bei etwa 200-500 pro Jahr bleibt. Somit wird argumentiert, dass pro Wolf heute weniger Nutztiere gerissen werden als vor 20 Jahren.

Das neue Jagdgesetz in der Schweiz, das eine Regulierung von Wolfsrudeln erlaubt, wird von Naturschützern kritisch gesehen. Es wird befürchtet, dass dies zu einem jährlichen Abschuss von Jungtieren führen könnte, was als problematisch angesehen wird. Der Wolf ist in der Berner Konvention als streng geschützte Art aufgeführt, und das neue Jagdgesetz könnte potenziell gegen diese Konvention verstoßen. Laut dem neuen Gesetz soll zudem die Verantwortung für den Artenschutz von Bund auf Kantone übertragen werden, was zu uneinheitlichen Regelungen führen könnte. Der Verein CHWOLF spricht sich gegen das neue Jagdgesetz aus und fordert einen stärkeren Schutz des Wolfes.

Die Debatte um den Umgang mit Wölfen und den Schutz von Nutztieren bleibt somit angespannt, während Umweltschützer weiterhin auf die Notwendigkeit effektiver Herdenschutzmaßnahmen hinweisen, statt populistische Forderungen nach Wolfsabschüssen zu unterstützen, wie haz.de und naturschutz.ch darlegen.

Details
Vorfall Umwelt
Ursache mangelhafte Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen
Ort Niedersachsen, Deutschland
Quellen