Kapitän Looden in Not: Greetsieler Fischer kämpfen ums Überleben!

Greetsiel, Deutschland - In Greetsiel, einer kleinen Gemeinde an der Nordseeküste, stehen die Krabbenfischer vor großen Herausforderungen. Seit zwei Jahren gibt es keine Auszubildenden mehr für die traditionelle Krabbenfischerei. Der 34-jährige Kapitän Siegfried Looden, Fischer in vierter Generation, äußert sein Unbehagen über die Zukunft des Berufes. Er übernahm 2020 einen eigenen Kutter, sieht jedoch drohende EU-Verbote und andere Einschränkungen auf die Branche zukommen.

Gerold Conradi, Fischersprecher, berichtet, dass früher jährlich zwei bis drei Auszubildende eingestellt wurden. Der Nachwuchs lasse jedoch auf sich warten, was zunehmend auf die wachsenden Ansprüche junger Menschen an die Vereinbarkeit von Freizeit und Beruf zurückgeführt wird. Politische Unsicherheiten bezüglich der Nutzung bodenberührender Netze für Küstenfischer verstärken diese Problematik. Zudem zeigen sich Banken zunehmend nervös bei der Kreditvergabe an Fischer, was die Situation weiter verschärft.

Kostspielige Herausforderungen für die Fischer

Die Wartung und Reparaturen der Kutter stellen eine große finanzielle Belastung für die Fischer dar. Eine Motorüberholung kann bis zu 40.000 Euro kosten, während ein neues Krabbennetz mindestens 4.000 Euro erfordert. Mit zusätzlichen Kosten für Rollen und Kufen kann der Preis sogar sechsmal so hoch sein. Die Fanggebiete der Krabbenfischer sind durch Offshore-Windparks, wie den Windpark Borkum Riffgat, weiter geschrumpft. Zwar dürfen die Fischer theoretisch durch diese Gebiete fahren, das Fischen ist dort jedoch untersagt.

Aktuelle Entwicklungen auf EU-Ebene kommen als weiterer Faktor hinzu. Am 21. Februar legte die EU-Kommission den Aktionsplan „Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei“ vor. Dieser Plan könnte weitreichende Auswirkungen auf die deutsche Fischerei haben, insbesondere auf die rund 200 Krabbenfischer-Betriebe in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Dirk Sander, Vorsitzender des Landesfischereiverbandes Weser-Ems, äußert Bedenken zur wirtschaftlichen Existenz der Fischer.

Der Aktionsplan sieht ein Verbot der Fischerei mit Grundschleppnetzen in Natura-2000-Gebieten bis Ende März 2024 und in allen Meeresschutzgebieten der EU bis spätestens 2030 vor. EU-Mitgliedsstaaten müssen bis Ende März 2024 nationale Maßnahmen zur schrittweisen Einstellung der Grundschleppnetz-Fischerei vorlegen. Dieses Vorgehen steht in der Kritik, da die EU-Kommission auf ein Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) verweist, das die Schädigung des Meeresbodens durch diese Fischereimethode bestätigt, ohne jedoch die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Fischer zu berücksichtigen.

Die bestehenden Herausforderungen werden durch den Verlust von Fanggebieten und die Zunahme von Offshore-Windparks weiter verstärkt. Ohne Alternativen zu den Grundschleppnetzen könnte die Existenz der Krabbenfischer gefährdet sein. Angesichts dieser Umstände fordern Looden und Conradi politische Unterstützung, insbesondere den Aufbau eines Fischereifonds zur Unterstützung der Branche. Looden selbst sieht sich nicht in der Lage, ein neues Schiff anzuschaffen, selbst futuristische Modelle sind für ihn unerschwinglich.

Details
Vorfall Sonstiges
Ursache fehlender Nachwuchs, politische Unsicherheiten, wirtschaftliche Existenz
Ort Greetsiel, Deutschland
Schaden in € 44000
Quellen