Walter Ballhause: Zeitzeuge der Arbeiterfotografie aus Hameln
Hameln, Deutschland - Walter Ballhause war ein deutscher Fotograf und Sozialist, geboren 1911 in Hameln. Bekannt wurde er in den 1930er-Jahren durch Aufnahmen des Alltags von Arbeitslosen, Obdachlosen und Randgruppen in Hannover und Leipzig. Er engagierte sich früh politisch in der Arbeiterjugend und dokumentierte das soziale Elend der Weimarer Republik. Seine Arbeiten gelten als wichtige zeitgeschichtliche Zeugnisse und frühe Beiträge zur sozialdokumentarischen Fotografie in Deutschland. Ab 1941 lebte er in einem kleinen Ort bei Plauen in Sachsen und arbeitete als Laborleiter in einem Grauguss-Unternehmen, was ihn vor der Wehrmacht bewahrte.
Im September 1944 wurde er von der Gestapo inhaftiert, nachdem er sich weigerte, „Blockwart“ zu werden. Während seiner Haft stellte er Verdunklungsrollos aus Holz und Papier her und wurde im April 1945 von amerikanischen Truppen aus dem Zwickauer Gefängnis befreit. 1957 besuchte er Hameln, wo er seine Kindheit verbracht hatte, und dokumentierte die Veränderungen in der Stadt. Zu den Motiven seiner Fotos gehören unter anderem die Leder- und Schuhfabrik Pigge und Marquard, wo seine Eltern arbeiteten. In Hameln waren 1957 nur rund 1.602 Pkw zugelassen, was bedeutete, dass etwa jeder 30. Hamelner ein Auto besaß.
Dokumentation der Veränderungen
Ballhause verwendete sarkastische Titel für seine Fotos von Kriegsversehrten, um auf deren Situation aufmerksam zu machen. Das Hotel Monopol, das er als Lazarett erlebte, war 1957 ein modernes Kino und ein Musikaliengeschäft. Seine Fotos von 1957 waren bis 1971 nicht öffentlich, als er für die Wanderausstellung „Niedersachsen im Widerstandskampf“ um Fotomaterial gebeten wurde. Höhepunkte seiner späteren Anerkennung waren Ausstellungen an der University of Maryland und in New York in den 1980er-Jahren. Eine Dissertation über Walter Ballhause und sein Werk erschien 2025, verfasst von Christoph Naumann-Zimmer.
Das private Archiv der Nachkommen von Walter Ballhause, zu dem Martina Ballhause (Witwe des verstorbenen Sohnes Rolf Ballhause) sowie die Enkelinnen Claudia und Cornelia gehören, hält Ballhause’s Werk zugänglich. Diese Dokumente spiegeln seine Interessen als politisch engagierter Arbeiterfotograf, Künstler und Humanist wider. Walter Ballhause erkannte, dass die soziale-revolutionäre Kraft eines Fotos eng mit Fragen der ästhetischen Gestaltung verbunden ist. Er verstand seine Fotografie als ästhetisches Artefakt, das absichtlich gestaltet werden musste, um soziale Wirksamkeit zu erzielen, wie walter-ballhause.com berichtete.
Details | |
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Vorfall | Sonstiges |
Ort | Hameln, Deutschland |
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