Letzte Zeugin der NS-Zeit gestorben: Irmgard F. mit 99 Jahren tot!
Irmgard F., eine ehemalige Sekretärin des Konzentrationslagers Stutthof, ist im Alter von 99 Jahren verstorben. Ihr Tod wurde in Quickborn, Kreis Pinneberg, mitgeteilt, wo sie zuletzt in einem Seniorenheim lebte. Irmgard F. war von 1943 bis 1945 als Schreibkraft im KZ Stutthof tätig. Im Dezember 2022 wurde sie wegen Beihilfe zum Mord in über 10.000 Fällen schuldig gesprochen.
Der Prozess gegen Irmgard F. begann am 30. September 2021 vor dem Landgericht Itzehoe und umfasste insgesamt 40 Verhandlungstage. Das Gericht verhängte eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren, da sie auch wegen Beihilfe zum versuchten Mord in fünf Fällen verurteilt wurde. Laut Informationen des Bundesgerichtshofs in Leipzig wurde das Urteil im August 2024 bestätigt. Irmgard F. galt aufgrund ihres hohen Alters als eine der letzten Täterinnen aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Details zum Prozess und zur Verurteilung
Im Prozess wurde festgestellt, dass Irmgard F. als Stenotypistin für den Lagerkommandanten Paul Werner Hoppe zuständig war. Ihre Aufgabe umfasste die Organisation des Schriftverkehrs, wodurch sie eine „zentrale Schnittstelle“ zwischen dem Lagerleiter und den anderen Verwaltungsstrukturen spielte. Die Richter wiesen darauf hin, dass ihre Rolle in der bürokratischen Tötungsmaschinerie von großer Bedeutung war.
Der Bundesgerichtshof wies die Revision von Irmgard F. zurück und bestätigte eine Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung. Die Vorsitzende Richterin, Gabriele Cirener, kritisierte die mangelhafte juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen in der Vergangenheit. Ehemalige Insassen des Lagers, darunter der Deportierte Josef Salomonovič, waren im Prozess anwesend und betonten die Bedeutung der juristischen Aufarbeitung für zukünftige Generationen. Diese Verfahren werden als Teil des rechtlichen Nachgehabens des Holocaust betrachtet, das mit dem Frankfurter Auschwitz-Prozess vor 60 Jahren begann.
Das hohe Interesse an der Urteilsverkündung führte dazu, dass das Gericht in einen größeren Saal umzog, um Platz für Schulklassen zu schaffen, die an der Verhandlung teilnahmen. Die Vorsitzende Richterin schloss die Verkündung mit einem Zitat von Fritz Bauer, welches die Notwendigkeit der Aufarbeitung der Vergangenheit unterstrich.
Details | |
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Vorfall | Mord/Totschlag |
Ursache | Beihilfe zum Mord |
Ort | Quickborn, Deutschland |
Quellen |