Zollgebäude in Wilhelmshaven: Kunstwerk droht der Zerstörung!

In Wilhelmshaven steht ein verfallendes Zollgebäude in der Adalbertstraße im Fokus eines Kunstprojekts. Das Bauwerk, das zwischen 1968 und 1970 errichtet wurde, war bis November 2021 in Nutzung, als die Zollbehörden umzogen. Seither ist unklar, wie es mit dem Gebäude weitergeht – ob es eine Neunutzung, einen Verkauf oder gar einen Abriss geben wird. Das Gebäude ist aufgrund von Brandschutzmängeln derzeit nicht nutzbar und wurde mehrfach vandalisiert. Zudem weist die Bundesanstalt für Immobilienanfragen auf mögliche Schadstoffbelastungen hin, wie NWZonline berichtete.

Im Mittelpunkt des Interesses steht das Kunstwerk „Technische Formen“ von Heinz Lilienthal, einem bekannten Glasmaler, der von 1927 bis 2006 lebte. In der Wilhelmshavener Kunsthalle wird im Rahmen der „Nordwestkunst“-Ausstellung das Projekt „Adalbertstraße 18“ von der Künstlerin Tina Henkel präsentiert. Henkel thematisiert hierbei bedrohte Bauwerke, insbesondere das Zollgebäude sowie Lilienthals Relief. Dieses könnte bei einem Umbau oder Abriss gefährdet sein. Die Besucher der Ausstellung haben die Möglichkeit, Frottagen des Reliefs anzufertigen, um einen Teil des Kunstwerks zu bewahren. Henkel setzt sich zudem für den Erhalt von Nachkriegsarchitektur und die nachhaltige Nutzung von Gebäuden ein.

Der Künstler Heinz Lilienthal

Heinz Lilienthal war nicht nur Glasmaler, sondern auch Möbeldesigner und Dekorateur. Er spielte eine bedeutende Rolle im Kirchenbau in den Nachkriegsjahren. Vor seiner künstlerischen Laufbahn war er Marineoffizier und erlebte die Bombardierungen in Kiel und Wilhelmshaven, bevor er in britische Gefangenschaft geriet. Nach dem Krieg begann er, Zeichnungen und Aquarelle anzufertigen, die er gegen Lebensmittel eintauschte. Von 1946 bis 1949 studierte Lilienthal an der Staatlichen Kunstschule in Bremen und erhielt dort seinen ersten Auftrag zur Reparatur von zerstörten Fenstern einer evangelischen Gemeinde. 1949 gründete er seine erste eigene Werkstatt und 1952 ein Atelier für Kirchenkunst in Bremen-Lesum. Seine Arbeiten sind sowohl figürlich als auch abstrakt, was es ihm ermöglichte, beide Stile harmonisch in seinen Projekten zu vereinen, wie auf franklandau.com zu lesen ist.

Die Anstalt für Immobilienaufgaben plant, die Liegenschaft des Zollgebäudes weiterhin zu nutzen; ein Verkauf steht nicht zur Diskussion. Sollte es jedoch zu einem Abriss kommen, müsste das Wandrelief demontiert und eingelagert werden. Vor einer möglichen Zerstörung des Kunstwerks müsste zudem Kontakt mit dem Nachlass des Künstlers aufgenommen werden.

Details
Vorfall Vandalismus
Ursache Brandschutzmängel, Schadstoffbelastungen
Ort Adalbertstraße 18, 26382 Wilhelmshaven, Deutschland
Quellen