Jonnys Kampf gegen die Obdachlosigkeit: Ein Weg zurück ins Leben

Nordhorn, Deutschland - In Niedersachsen sind schätzungsweise rund 33.000 Menschen obdachlos. Ein Beispiel für die Herausforderungen, mit denen viele Betroffene konfrontiert sind, ist die Geschichte von Jonny, einem 40-Jährigen, der drei Jahre lang obdachlos lebte. Zuletzt bezog er einen Schlafplatz in Nordhorn, wo er in einem Schlafsack auf einer Isomatte schlief und nur einen Fahrradanhänger mit seinen wenigen Habseligkeiten besaß. NDR Reporter Claus Halstrup begleitete Jonny über einen Zeitraum von drei Monaten und dokumentierte seinen Weg zurück ins Leben.

Jonny litt unter starkem Alkoholmissbrauch, der zunehmend zu sozialer Isolation führte. Um seinen Alltag zu bewältigen, konsumierte er täglich etwa drei Flaschen Wein. Auslöser für seine Alkoholsucht war ein schwerer Unfall, der den Tod seines Vaters zur Folge hatte. Zuvor hatte Jonny eine Ausbildung zum Koch abgeschlossen und ein Entrümplungsunternehmen gegründet, musste jedoch scheitern, als er die Buchhaltung nicht mehr bewältigen konnte und letztlich seine Wohnung verlor.

Der Weg zur Besserung

Ein Überfall auf den Nordhorner Weihnachtsmarkt verschärfte Jonny’s Situation zusätzlich. Zum Zeitpunkt des Übergriffs war er nicht krankenversichert, was zu einer finanziellen Belastung führte, da die Stadt Nordhorn zunächst die Krankenhauskosten übernahm. Jonny fand in Bianca Wagner Unterstützung, die ihn bei seiner Entgiftung begleitete und ihm half, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Diese Entgiftungsphase begann im Februar, nachdem er wieder krankenversichert war. Sie beinhaltete eine dreitägige Betreuung durch Fachleute sowie die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe für ehemalige Alkoholiker in Nordhorn.

Heute hat Jonny ein kleines Zimmer bezogen und lebt derzeit alkoholfrei. Er genießt die Abende in der Selbsthilfegruppe, wo er auf Menschen trifft, die ähnliche Ziele verfolgen. Seine Motivation, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, wird zudem durch seine drei Kinder gestärkt, die in Pflegefamilien leben. Über Jonny’s Fortschritte wird in der NDR-Sendung „Hallo Niedersachsen“ weiter berichtet.

Ein ähnliches Schicksal erlebte Andreas Jung, der als Jugendlicher mit Alkoholproblemen zu kämpfen hatte. Sein Alkoholmissbrauch wurde während seines Studiums in Marburg zu einem ernsthaften Problem, was dazu führte, dass er in mehreren Wohngemeinschaften nicht bleiben konnte und letztlich obdachlos wurde. Auch Jung suchte Hilfe und fand Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe, die ihm half, vom Trinken loszukommen und einen Arbeitsplatz zu finden. Doch die Herausforderungen blieben nicht aus: Mit Mitte 30 entwickelte er ernsthafte psychische Probleme, die zu einem weiteren Verlust seiner Wohnung führten.

In Deutschland waren 2018 etwa 678.000 Menschen wohnungslos, und viele von ihnen litten unter psychischen Erkrankungen. Neun von zehn obdachlosen Menschen sind im Laufe ihres Lebens von einer psychischen Erkrankung betroffen. Die Gründe für Obdachlosigkeit sind vielfältig und reichen von familiären Problemen, über finanzielle Engpässe bis hin zu psychischen Erkrankungen. Zwei Drittel der Betroffenen hatten ihre psychischen Probleme bereits vor dem Verlust ihrer Wohnung. Andreas Jung schließlich konnte mit Unterstützung von Programmen für betreutes Wohnen wieder in ein geregeltes Leben zurückkehren und beschreibt seine jetzige Lebenssituation als stabil und zufrieden.

Details
Vorfall Überfall
Ursache Alkoholsucht, soziale Isolation
Ort Nordhorn, Deutschland
Quellen